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Bachmann Edwin Karl
25.04.1900 – 07.02.1960

Sohn von Jakob Edwin Bachmann
Bruder von Edwin Paul Bachmann
Halbbruder von Hermann Bachmann

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Vita

Zu Edwin Karl Bachmann ist bis anhin einzig durch die beiden handschriftlichen Dokumente etwas über seine Persönlichkeit zu erfahren. Auf Anfrage hin sandte er unten stehenden Lebenslauf  an das Schweizerische Künstlerarchiv in Zürich. Dies mit der ausdrücklichen Bitte, besonders auch das Kapitel 'Schrei' buchstäblich genau abzudrucken, falls etwas über ihn veröffentlicht würde. 

Seine Wohn- und Arbeitsorte waren in chronologischer Reihenfolge Richterswil, Zürich, Richterswil, Ägeri, Zürich, Witikon, Locarno , ...., Binz-Maur und Dübendorf.

Die Problematik einer klaren Zuordnung seiner Werke besteht vor allem darin, dass er ebenfalls mit E. Bachmann (Edwin Bachmann) signierte wie sein Vater. Auch der Schriftzug ist zu verwechseln. 

Ausstellungen

Kunsthaus Zürich

1921   Dez. , Nr. 5-7, Oel

1922   Mai/Juni, Nr. 120 A.B., Oel

1922   Nov., Nr. 1-9 Oel, Holzschnitt

1923   Okt., Nr. 126-129, Oel, Aquarell

1929   Dez./Jan., Nr. 1-2, Oel

1931   Jan./Febr., Nr. 121-123, Holzschnitt

Stadt Zürich

1942   Inv. Nr. 268, 270, 300, 489, 545, 692, 837, 885, 1012, 1391, 

 Oel – Nr. 351, Aquarell, Nr. 485-487, Holzschnitt

Mscr.Kstler

         20. Dez. 1929, 10. Okt. 1923, Karte 4. Okt. 1944

         Brief Okt. 1946

Platzierungen

Sekretariat d. Stadtpräsidenten, Inventar d. Kunstgegenstände

Ankauf 1944  2 Holzschnitte

             1944  2 Holzschnitte

             1945  2 Zeichnungen

             1945  2 graphische Blätter

Witikon

Ankauf 1945  1 Aquarell  

 

Eidg. Dept. d. Innern, Inventar d. Kunstgegenstände

   1932 Ankauf Nr. 71 ‚Das Fenster’, Holzschnitt (ohne Standortangabe)

Von Edwin Karl Bachmann handschriftlich verfasster Lebenslauf

​zu Handen des Schweizerischen Künstlerlexikons, Kunsthaus, Zürich

Witikon, 10. Oktober 1923

Mein Vater ist Maler, hauptsächlich Porträtist. Ich bin 6 Jahre wie Vater einen Auftrag erhält, einen alten Kaufmann zu malen. Als kleiner Bub glaubte ich, Vater wäre nun der grösste Maler weit und breit. Voller Ehrfurcht stand ich neben dem arbeitenden Vater und hatte mein Vergnügen daran, wenn sein Pinsel fein auf der Leinwand strichelte.

Es folgten mehrere solche Aufträge und das Glück war gross. Mit flüchtiger Hand versuchte ich allerhand Figuren vor wellenförmige Berge zu stellen und als ich gar Farbstifte erhielt, wollte ich Maler werden. Dann kam die Primarschule. Der Lehrer liess mir beim Zeichnen freie Hand, das heisst, ich durfte einen Geranienstock malen, während die Mitschüler ein Ei nach Vorlagen zu zeichnen hatten. Und es kamen ganze Mordszenen auf die vielen Blätter. Ich erhielt dafür von einigen Bücher und Anderes. Dann kamen ‚die Jahre’, wie sie Mutter nannte. Dahinter fand ich gar Geheimnisvolles. Und sie kamen! Die Indianer- und Theaterszenen nahmen ein Ende. Dann die Berufswahl: Ich sollte die Flachmalerei erlernen, wogegen ich gar hartnäckig in die Kunstgewerbeschule eintreten wollte. Der Weltkrieg brach aus. Vater packte Tornister und Mantel und als er Abschied nahm, gab ich die Kunstschul-Hoffnung ganz auf. Vater verlor bald seine Anstellung in einem Atelier für dekorative Hintergründe, da keine belgische Leinwand mehr eintraf. Die Not brach herein auf allen Gebieten. Die Familie ward nur noch aus den spärlichen Einträgen der Porträtmalerei ernährt und alle meine bisherigen Hoffnungen brachen zusammen. Mutter stirbt und ich reise nach Zürich. Tanten und Vettern geben mir Wohnung und ich trete bei einem Theatermaler in die Lehre. Auf eigene Faust malte ich nun Entwürfe aufs Sorgfältigste um diese eines Tages vorlegen zu können.

Statt dessen aber ein Missgeschick. Vettern und Tanten sahen sich genötigt, mir Essen und Wohnung nicht mehr unentgeltlich zu geben und die Lehre hatte ein Ende. Da flohen Romantik und Illusionen. Es folgten einige Jahre als Paketträger für ein Konfektionshaus. Da schnitt ich Stoffmuster und träumte von Farbe und Feder. An einem sonnigen Maitag war mein Wunsch nach der Malerei zurückzukehren unbändiger geworden  und verlangte Entlastung. Zu Vater zurück! Malte Aquarelle und Zeichnungen für Militärpersonen, die ich durch Bruder kennenlernte.

1918 -1919 in Ägeri-Zug.  Da begann die Arbeit. Primitive Lebensweise und sehr wenige Verkäufe. Und mit Stift und Feder wurden Kartons und Blätter gefüllt. Es kam die ‚Sturmzeit’, die absichtlich so nenne, da Romantik, falsche Mystik und falsche Zeichnungen die Zeit ausfüllten – ich geriet in schlechten Einfluss, der mich selbst über die Berge von Zürich aus verfolgte! 1919 reiste ich mit allem Habe nach Zürich allwo ich mit Bruder zusammen ein ärmliches Malerleben führte. 1920 kam es zur ersten Ausstellung meiner Arbeiten. Zum ersten Mal hingen meine Bilder in einem Salon. Das war die Galerie ‚Rembrandt’. Dieses Unternehmen missglückte gänzlich. Verkauft wurde nichts und das schon deshalb, weil sich keine Besucher einfanden und diese Erstlings-Sache im vierten Stockwerk ganz im Verborgenen hing! Das waren Sachen aus der ‚Sturm-Periode’: Grossköpfige Kinder mit Eimern auf dem Haar, - Tod, Teufel und Ritter. – Kokoschka-Verehrung und Anbetung! – Und auch die ging vorüber. 1920 siedelten Bruder und ich aufs Land nach Witikon. Welch grossartiges Heilmittel. Bauern statt Dadaisten. Es wurde gemalt, draussen in der Natur, und mehr gezeichnet. Leute vom Militärkreis  waren Abnehmer von kleinen Arbeiten und die Lebensweise war nach wie vor äusserst primitiv, zum Äussersten aber im Winter. Der MacCormick-Fonds kaufte zwei Arbeiten. Das war kein Allmosen, - sie wurden beschaut und aufgehängt in Büros. Ich gewann Freunde und Interessenten. Architekt Zollinger nahm Arbeiten auf und sie wurden ausgestellt in seinen Räumen. Es kam eine neue Zeit. Juni 1922 im Tessin bei Herr Streiff. Bemalung von Türfüllungen und Arbeiten vor dem Motiv im Freien. Die Bilder wurden farbiger. Braun in Braun klärten auf, das Eintönige verschwand ganz! Es gehen drei Arbeiten in H. Sreiffs Besitz über. Unterdessen wurden Aquarelle vom Herrn Orthopäden Hallauer-Schulthess aufgekauft und O. Zollinger tat sein Möglichstes. Die Preise setzte ich so gering wie möglich an, ich machte die Erfahrung, dass teure Sachen nicht verkauft werden!

Es kam der Winter 1922. Vielmals fehlten Brot und ganze Kleider, oder jene waren abgetragen. Da tat ich einen  Schrei. Die Unterstützungskasse schenkte mir 100 Franken. Ich geriet in Bäcker-Schulden und diese Summe diente zur Deckung. Es vergingen Monate. Die Lage verschlimmerte sich. Ich tat einen zweiten Schrei und bot als Gegenleistung Arbeiten an. Wurde aber abgewiesen, - Begründung: Statuten und Bestimmungen nicht haargeau eingehalten – ich konnte mich an der  Zürich-Ausstellung nicht beteiligen, für Porto und Spesen reichte es mir damals nicht. Ich sagte meinem Kreis auf kurze Zeit Adé und ging zurück zur Einsamkeit . – – – – – – – – 

Auf einem kleinen Tischchen steht ein Blumentopf, ich sitze vor dem Fenster an der Staffelei ganz nahe hingerutscht. Das Dach hat hier einen starken Vorsprung. Zwischen den Ziegeln wurden kleine Glasscheiben eingeschoben um mehr Licht hereinzulassen, denn die Beleuchtung ist sehr ungenügend.  – – – – – – – mag nun jetzt kommen was da mag,  – – – – – – Nie aber wird mir später dies Bild der Armut und Entbehrung dieser kahlen Weissel-Wänden im Gedächtnis verwischen.

Edwin Karl Bachmann

Aus dem Archiv von SIK-ISEA (Schweiz. Institut für Kunstwissenschaft), Zürich

Oktober 1946

 

Sehr geehrter Herr Direktor Wartmann!

 

Möchten Sie bitte entschuldigen, dass ich wieder einmal zu Ihnen komme! Es ist ein Notfall; denn ich sehe mich momentan in verzweifelter Lage, nachdem ich mich gestern und heute Morgen vergebens nach anderen Verkaufsmöglichkeiten umgesehen hatte. Meine Bekannten die in Frage kommen, sind sämtliche im Militärdienst. In dieser Situation, da ich in diesem Augenblick absolut keine Möglichkeit sehe, entschliesse ich mich, Sie höflichst anzufragen, ob Sie mir vielleicht ausnahmsweise ein kleines Holzschnittchen abnehmen möchten. Da ich zur Stunde vollkommen ohne Mittel bin, so würde ich  Ihnen die beiden Blätter für zusammen fünf Franken abgeben und wäre froh, wenn Sie mir damit etwas aushelfen möchten! Dürfte ich  vielleicht noch im Laufe dieses Nachmittags Ihren geschätzten Entscheid hierüber abholen?

In der Hoffnung, Ihnen hierdurch keine Unannehmlichkeiten bereitet zu haben, grüsse ich Sie hochachtungsvoll

E. Bachmann,

Maler Binz-Maur

Eine Bitte

 

Sollte der Betrachter dieser Webseite mehr über Edwin Karl (Carl) Bachmann wissen und etwas Licht in sein Leben und Schaffen bringen können, bitten wir um Kontaktaufnahme mit untenstehender Adresse. Besten Dank!

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